
In lockerer Reihenfolge stellen wir hier Menschen in den Mittelpunkt, die sich in außergewöhnlicher Weise für MOSAIK einsetzen, bzw. für die Ziele des Vereins. Unsere Zielsetzung ist Inklusion. Ein mittlerweile etwas geschundenes Wort. Unbenommen aber bleibt die Notwendigkeit, Schritt für Schritt in diese Richtung zu gehen.
Heute wird von einer jungen Frau berichtet, die niemand von uns persönlich kennengelernt hat und die auch MOSAIK nicht kennt. Wir wissen nicht mal wirklich, wie sie aussieht. Und trotzdem hat sie einem Menschen aus unseren Reihen einen sehr ungewöhnlichen Dienst erwiesen. Und zwar so:
Der junge Mann, um den es geht, ist Rollstuhlfahrer. Ohne Rolli geht gar nichts und zusätzlich hilfreich ist eine Haltestange, die quer über die Beine geht und an der er sich festhält, um leichter gerade sitzen zu können. Auf der Rückreise eines Urlaubs stellen die Begleiter des jungen Mannes in Utrecht die Haltestange in einem syrischen Restaurant an die Wand. Nach dem Essen verlassen sie das Restaurant ohne Stange und fahren frohgemut nach Hause – nach Deutschland, nach Dortmund. Der einzige, der wahrscheinlich merkt, dass was schief läuft, ist der junge Mann, aber der kann nicht sprechen und deswegen auch nichts dazu sagen. Erst zu Hause angekommen, fällt der Verlust auf. So ein Mist. Wie jetzt drankommen? Und mal ehrlich: Wer merkt sich schon genau im Urlaub, wo er in welchem Restaurant gegessen hat? Trotzdem: Im Zeitalter des Internets keine schwierige Sache… denkt man. Aber das einzige was klappt, ist dank Google earth den Standort und den Namen des Restaurants ausfindig zu machen. Die angegebene Telefonnummer im Netz funktioniert nicht, die Website des Restaurants ist wegen eines Besitzerwechsels erst im Aufbau und Facebook bringt auch nichts. Nach zwei Tagen ergebnisloser Kontaktversuche kommt ein Gedanke auf, der vielleicht weiterhelfen könnte. Es gibt eine Internetplattform, die Reisende vernetzt. Fahrten werden angeboten, Mitfahrer gesucht. Die Anfrage, ob jemand aus dem Ruhrgebiet nach Utrecht fährt, ist erfolgreich. Gleich vier Fahrer, so kann man es als angemeldeter User sehen, bieten zeitnah ihr Auto zur Mitreise an. Es ist eine junge Frau namens Tine, die mit ihrem freundlichen Aussehen auf einem Minibild überzeugend signalisiert, dass sie eine Menschenfreundin sein könnte. Die Kontaktaufnahme übers Telefon bestätigt den ersten Eindruck. Das sei doch überhaupt kein Problem, natürlich könne sie, wenn sie in Utrecht angekommen sei, in das syrische Restaurant gehen und die Haltestange dort wegholen. Nun denn, zwar fahre sie eigentlich nach Haarlem, aber wenn ihre Mitfahrer*innen einverstanden seien, dann würde sie einen halbstündigen Umweg über Utrecht fahren, das sei doch selbstverständlich. Und sicher – die Stange könne sie dann dem jungen Mann nach Hause schicken, das mache sie doch gern. – Die Mitfahrer*innen waren nicht einverstanden mit dem halbstündigen Umweg. Tine ist kurze Zeit später separat von Haarlem nach Utrecht gefahren, hat ein Foto von der Haltestange über Whattsapp geschickt und damit einen Jubelschrei in Dortmund ausgelöst. Ein paar Tage danach kommt ein Paket bei dem jungen Mann an. Es ist klar, was darinnen ist und beim Auspacken lacht den jungen Mann noch ein großes Smilie-Gesicht an.
Menschen gibt`s… die sind wirklich welche!
Danke, liebe Tine. Das war nicht selbstverständlich, auch wenn Du es immer wieder beteuert hast. Nächstenliebe liegt heute nicht mehr einfach so auf der Straße rum. Du hast sie bis in unser Wohnzimmer gebracht. Großartig.