Situation wegen fehlender Baustraße spitzt sich zu

Gepostet von am 23. Sep. 2021 in Neuigkeiten | Keine Kommentare

Situation wegen fehlender Baustraße spitzt sich zu

Wir hatten per Handzettel Anwohner im gesamten Umfeld eingeladen. Politiker waren schriftlich informiert worden. Die Stadtverwaltung wusste Bescheid, auch die Wirtschaftsförderung.
Am Donnerstag, den 16. September 2021 fanden wir uns gegen 18 Uhr direkt am Ort des Geschehens ein. Denn: Unserer kleinen Genossenschaft, die für 30 Menschen Wohnraum schaffen will,
fehlt eine Baustraße!

Gäste hören die Ausführungen der Akteurinnen rund um das Bauprojekt. Im Hintergrund der bezugsfähige erste Bauabschnitt, der wegen der fehlenden Baustraße nicht bezogen werden kann

So stehen 25 nahezu bezugsfertige Sozialwohnungen seit Jahresbeginn leer, weitere 18 können nicht gebaut werden.
Warum geht es nicht voran am Winterkampweg, wo ein Kooperationsprojekt zweiter Bauherren in 2 Bauabschnitten insgesamt 43 zumeist öffentlich geförderte Wohnungen schaffen will, nahezu die Hälfte von einem Bauherren fertig gestellt ist und angrenzend nahezu spiegelgleich wir unsere Zielsetzung eines generationsübergreifenden und inklusiven Wohnprojektes umsetzen wollen?  Eine Baugenehmigung liegt längst vor, aber immer wieder tun sich seit vielen Monaten neue Hürden auf.

Knapp 30 Menschen versammelten sich auf dem zukünftigen Innenhof des Winterkampwegs 33 und 35, ein freundlich anmutender halb fertiger Baukomplex mit pastellfarbenen Hauswänden und soliden Holzfenstern. Neben den Anwohnern waren auch Politikerinnen und Politiker der GRÜNEN und der CDU anwesend. Der derzeitig amtierende Evinger Bezirksbürgermeister Herr Stens, SPD, ließ sich entschuldigen, seine Amtskollegin ebenfalls, die Initiatorinnen bedauerten dies.  Auch von der Stadtverwaltung war niemand anzutreffen. Das Amt für Wohnen, an sich ein starker Befürworter und Unterstützer des Projektes, konnte heute auch nicht Teil nehmen. Vor Ort war Herr Lachmann von der Wirtschaftsförderung Dortmund, langjährig in den städtischen Bezügen eingebunden und mit großem Interesse, dass Eving in vielerlei Hinsicht innovative Aufwertungen erfährt. Das Projekt MOSAIK gehört für ihn unbedingt dazu.

Silvia Eidt, Vorstand der MOSAIK-Leben in Vielfalt eG, Silvia Beckmann, Projektbegleiterin im Austausch mit den PolitikerInnen Vanessa Mauthe und Klaus Sichelschmidt von den GRÜNEN und Reinhold Czarnetzki von der CDU.


Allen Anwesenden wurde die Zielsetzung des Projektes noch einmal deutlich gemacht:
Ausschließlich ehrenamtlich verfolgen wir als Initiatorinnen den Bau eines Barriere armen Hauses, in dem ein gleichberechtigtes Miteinander unterschiedlichster Altersgruppen mit verschiedenen Lebensentwürfen möglich sein soll. Darunter befinden sich auch Menschen mit Hilfebedarf. Solche, die sich bewusst gegen eine stationäre Unterbringung entschieden haben, ein möglichst selbstbestimmtes Leben innerhalb der Gemeinschaft anstreben und sich selbst organisieren. Nachbarschaftshilfe soll hier selbstverständlich sein. Die von dem gemeinnützigen Verein MOSAIK e.V., der als juristische Person ebenfalls in der eG verankert ist, finanzierten Gemeinschaftsräume sollen später als Begegnungsort für das Quartier  geöffnet werden. So könnte Inklusion unkompliziert gelingen.

Blick übers Gelände – wo kann die Baustraße entlangführen?

Ein Anwohner bestätigte das Konzept: „Ich finde Euer Vorhaben richtig gut und befürworte es, behinderte Menschen unter uns zu lassen und nicht weitab  irgendwo unterzubringen…“ Aber er sprach auch aus, was anderen Anwohnern auf der Seele brannte: „Wir sind hier seit anderthalb Jahren von Lärm und Dreck umgeben. Wir haben prekäre Situationen hinter uns, was die Bauabwicklung über den Winterkampweg angeht. Und jetzt kommt auch noch die Riesen-Baustelle auf dem Areal direkt vor dem Parkplatz auf uns zu. Es reicht.“ Zustimmung von allen Seiten.

Als anstrengend erlebten Alle während der Bauphase des 1. Bauabschnittes (zuständig ist hier die „ASDS- Wohnen am Winterkamp GmbH“)  die Unannehmlichkeiten. Der Lärm, der Schmutz. Die Sorge vor Unfällen von Kindern, die schließlich nur noch geschützt von Erwachsenen die verkehrsberuhigte Spielstraße begehen konnten, vor Unfallgefahren mit Pkw, die dem LKW-Verkehr kaum ausweichen konnten und vor der ohnehin schon starken Frequentierung durch Lieferverkehr. Die somit oft nahezu blockierten Transporte zur „Bethel vor Ort“ -Einrichtung am Straßenende und die fahrtechnischen Erschwernisse durch die dort immer wieder stattfindenden Noteinsätze mit Rettungsdienst und Feuerwehr.
Damit war man mitten im Thema, denn MOSAIK hat als Baustraße für ihre Bauabwicklung von der Stadt den Winterkampweg zugewiesen bekommen, teilt aber die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner. Der Architekt Herr Schlösser brachte es auf den Punkt:
„ Es ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, zwischen 500 und 1000 Lastwagentransporte über einen Zeitraum von mehreren Monaten über diese enge Straße laufen zu lassen.“


Und: Er hat auch noch Altlasten zu beseitigen. Belüftete, kontaminierte Böden, die seit Anfang des Jahres nicht abtransportiert werden, daneben Auskofferungen rund um das Haus, die nicht abgewickelt werden können, weil es keine Baustraße gibt. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, kann das freundliche, einladende Haus mit seinen unterschiedlichen Wohnungsgrößen und preiswerten Mieten auch nicht bezogen werden.

Hinten links: Dipl.-Ing. Andreas Schlösser während seiner Ausführungen zum kontaminierten Boden vor Ort, rechts daneben Gabriele Wiemann, Silvia Eidt und Sylvia Günther als Initiatorinnen des Vorhabens.

Sylvia Günther, ebenfalls Gründungsmitglied und mit den Zielen des MOSAIK eng verbunden,  machte deutlich, dass die Bedenken der Anwohner auch die der eG sind. Deshalb wurde seitens der eG eine Baulogistikfirma beauftragt, die alternative  Lösungsansätze entwickeln soll. Herr Gubaidulin, Mitarbeiter der Ingenieurgesellschaft für Baulogistik-Planung aus Essen, kurz IBP GmbH, ebenfalls vor Ort, bestätigte die Ansicht des Architekten. Die Abwicklung über den Winterkampweg ist die fragwürdigste und problembehaftetste. Bessere Möglichkeiten ergäben sich über die Zufahrt  von der Bergstraße über die Probstheidastraße.
Alle Gespräche und Verhandlungen der vergangenen Wochen mit der Stadtverwaltung erwiesen sich für die MOSAIK-Leben in Vielfalt eG jedoch als sehr langwierig und kompliziert in der Umsetzung, mit hohen Auflagen verbunden und fehlenden konkreten Zeitangaben.

Links VertreterInnen von MOSAIK, rechts die Zuhörerschaft, dahinter die Fläche, auf der es nicht weitergehen kann mit der Errichtung des zweiten Bauabschnittes. Man kann das Regenrückhaltebecken erkennen, das derzeit noch keine Funktion hat und den dahinerliegenden Bauzaun für die Bodenaufbereitungsmaßnahmen des angrenzenden Grundstücks.

Dankbar war die MOSAIK eG  über die aufmerksame Zuhörerschaft, die Verständnis signalisierte. Das konstruktive Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung der verschiedenen Interessengruppen  machten die Verständigung angenehm leicht. 
Herr Lachmann, Wirtschaftsförderung Dortmund, sprach es deutlich aus: „ Ich kann die Belastung, die Sie aushalten müssen, nachempfinden. Das ist alles andere als schön. Wir dürfen aber nicht vergessen – wir leben in einem Ballungsgebiet, in dem viele Menschen verhältnismäßig wenig Raum zur Verfügung haben. Es bleibt uns nichts übrig als uns miteinander zu arrangieren.“

Detlev Lachmann (zweiter von links) wendet sich an die Zuhörerschaft und appelliert für Verständnis und Solidarität.
Vorne links Reinhold Czarnetzki, CDU, rechts Artur Gubaidulin von der Essener Baulogistikfirma IBP GmbH. Im Hintergrund bezugsfertige Erdgeschosswohnungen des ersten Bauabschnittes.

Die Zuhörerschaft nickte. Einige behielten sich vor, “klare Kante“ gegenüber der Stadt zu zeigen  und auf eine Lösung ohne die Einbeziehung des Winterkampwegs zu drängen.
Fazit: Eine praktikable Lösung  muss bald gefunden werden! Angesichts der Dortmunder Wohnungsnot wirkt es absurd und befremdlich, dass ein nahezu fertig gestellter, mit neuesten Energiestandards versehener Bau, der 25 Wohneinheiten anbietet, nutzlos herumsteht und eine eG dermaßen ausgebremst wird in ihrem Vorhaben,  weiteren öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen.